EPHEDRIN: Alpha- und Beta-Sympathomimetikum

Zusammensetzung

Ampullen zu 1 ml: Ephedrini hydrochloridum 50 mg; Aqua q.s. ad solut.

inject. pro 1 ml.


Eigenschaften/Wirkungen



Ephedrin, ein direktes und indirektes Sympathomimetikum, stimuliert sowohl
Alpha- als auch Beta-Rezeptoren. Zusätzlich liberiert Ephedrin Noradrenalin
aus den adrenergen Speichervesikeln und hemmt kompetitiv die Wiederaufnahme
des Neurotransmitters sowie die mitochondrale MAO. Die qualitativen
Wirkungen von Ephedrin sind peripher ähnlich dem Noradrenalin, setzen jedoch später
ein.
Zentral werden bei entsprechenden Dosen stimulierende Effekte
ausgelöst.



Im allgemeinen und insbesondere mit kleinen Dosen (< 0,5 mg/kg) wird durch
die positiv inotrope und chronotrope Wirkung von Ephedrin am Herzen der
cardiac output und somit das Herz-Minuten-Volumen (HMV) erhöht. Bei höheren
Dosen (2-5 mg/kg) können jedoch aufgrund von Reflexmechanismen die meisten
dieser Effekte nicht mehr festgestellt werden.



Gewöhnlich wird durch Ephedrin der diastolische und systolische Blutdruck
angehoben. Ephedrin kann aber wie Adrenalin peripher sowohl eine
Vasokonstriktion (Alpha-Rezeptoren) als auch eine Vasodilatation (Beta 2-Rezeptoren)
verursachen. Arteriolen der Haut, Schleimhäute sowie der Viscera werden dabei
konstringiert, Arteriolen der Skelettmuskulatur werden dilatiert.



Ephedrin verengt Widerstands- als auch Kapazitätsgefässe. Die
Verabreichung von Ephedrin in der Geburtshilfe bei Hypotonie der Mutter
(Spinalanästhesie) führt neben der Korrektur des Blutdrucks zu einer verbesserten
Durchblutung des Uterus. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass die durch die
Hypotonie verursachte Hypoxie, Hyperkapnie, Acidose und Bradykardie des Fötus
korrigiert werden kann. In therapeutischen Dosen relaxiert Ephedrin
insbesondere die glatte Muskulatur des Bronchialbaumes. Eine Konstriktion der
Bronchien kann durch Ephedrin behoben werden, der Gasaustausch wird wieder
normalisiert.



Pharmakokinetik



Absorption



Ephedrin wird nach intramuskulärer und subkutaner Applikation schnell und
vollständig absorbiert. Die Effekte des i.v. applizierten Ephedrins treten
rasch innerhalb weniger Minuten ein. Nach i.v. resp. i.m. Applikation von
10-25 mg resp. 25-50 mg Ephedrin halten die pressorischen und kardialen
Wirkungen ca. 1 Std. an.

Distribution



Therapeutische Plasmakonzentrationen liegen zwischen 20-80 ng/ml oder
darüber. Ephedrin passiert die Plazenta und gelangt in die Muttermilch.

Metabolismus



Kleine Mengen von Ephedrin werden in der Leber langsam durch oxidative
Desaminierung, Demethylierung, aromatische Hydroxylierung und Konjugation
metabolisiert. Als Metaboliten wurden p-Hydroxyephedrin, p-Hydroxynorephedrin,
Norephedrin und deren Konjugate identifiziert.


Elimination



Ephedrin und Metabolite werden renal ausgeschieden. Der grösste Teil wird
unverändert eliminiert, dabei ist die Rate der Ausscheidung von Ephedrin und
Metaboliten vom Urin-pH abhängig. Gemäss einer Studie werden nach i.v.
Applikation einer Einzeldosis mit 25 mg Ephedrinchlorid 87-99% als unverändertes
Ephedrin ausgeschieden. 3-7% werden bei pH 5 innerhalb von 24 Stunden als
Norephedrin renal eliminiert. Bei einem pH von 8 werden nach peroraler
Applikation innerhalb 24 Stunden 11-24% rsp. 22-35% als Norephedrin resp. Ephedrin
ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit beträgt abhängig vom Urin-pH 3 (pH
5)- 6 (pH 6,3) Std. Bei saurem Urin ist die Elimination beschleunigt. Die
renale Clearance beträgt 230-660 ml/Min.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten



Hypotonie während einer Anästhesie



Ephedrin ist das Medikament der Wahl zur Behandlung einer Hypotonie
während einer Spinalanästhesie (Geburtshilfe, Urologie, Orthopädie usw.); wird ein
Blutdruckabfall erwartet, kann prophylaktisch Ephedrin gegeben werden.

Behandlung der Hypotonie während einer Allgemeinanästhesie.



Hypotonie



Ephedrin kann aufgrund der Alpha- und Beta-Rezeptoren-Wirkung bei
Hypotonie angewendet werden, wenn trotz gleichzeitiger Behandlung der Ursachen
(Volumenmangel, Medikamentenwirkung, Herzinsuffizienz) keine Besserung eintritt.

Bronchospasmus


Ephedrin wird s.c. als adjuvante Therapie bei akuten Asthmaanfällen oder
anaphylaktischen Reaktionen eingesetzt.

Dosierung/Anwendung



Ephedrin muss individuell nach Massgabe der Kreislaufparameter dosiert
werden, dabei sind folgende Werte nur als Richtlinien zu betrachten:


Blutdruckabfall Erwachsene: 10-25 mg i.v. (maximal 150 mg/24 Std.).

Empfehlenswert ist die fraktionierte Gabe von 5-10 mg bis zur Normalisierung des
Blutdrucks. Erwachsene: 25-50 mg (10-50 mg) s.c. oder i.m. Bei Bedarf kann
eine zweite Dosis mit 50 mg i.m. oder 25 mg i.v. gegeben werden. Kinder: 3
mg/kg oder 100 mg/m² pro Tag in 4-6 Dosen (s.c., i.v.).

Bronchospasmus



Erwachsene: parenterale Initialdosis: 12,5-25 mg, weitere Dosen gemäss

Reaktion des Patienten.



Anwendungseinschränkungen



Kontraindikationen



Ephedrin Streuli darf bei hypovolämischen Patienten nicht als
Einzeltherapie eingesetzt werden. Primär muss eine Substitution mit Blut, Plasma,
Flüssigkeit und/oder Elektrolyten erfolgen. Nur in absoluten Notfällen darf
Ephedrin Streuli parallel mit der primären Volumengabe oder zur Aufrechterhaltung
der koronaren und cerebralen Perfusion bei Volumendepletion gegeben werden.
Überempfindlichkeit gegenüber Ephedrin Streuli oder anderen
Sympathomimetika, Hyperthyreose, Thyreotoxikose, Patienten mit schweren kardiovaskulären
Erkrankungen (schwere Koronarinsuffizienz, Angina pectoris, Arrhythmien,
schwere Arteriosklerose, arterielle Hypertonie), Engwinkelglaukom.

Vorsichtsmassnahmen



Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit, Arteriosklerose, Tachykardie,
Aneurysma, Prostatahypertrophie. Ephedrin Streuli kann das zirkulierende
Plasmavolumen vermindern. Dies kann sich negativ auf einen Schockzustand
auswirken sowie nach Absetzen des Präparates die Entstehung einer Hypotension
fördern.



Hypoxie, Hyperkapnie und Acidose können die Wirksamkeit von Ephedrin
Streuli reduzieren und/oder die Inzidenz von Nebenwirkungen im negativen Sinne
beeinflussen. Diese Zustände sollten deshalb vor oder während der Medikation
mit Ephedrin Streuli behoben werden. Bei Patienten mit Myasthenia gravis kann
die Applikation von Ephedrin Streuli zu vermehrter Muskelspannung führen.
Bei der wiederholten Anwendung von Ephedrin Streuli muss stets an die Gefahr
einer Anaphylaxie und psychischen Abhängigkeit gedacht werden.

Schwangerschaft, Stillzeit



Schwangerschafts-Kategorie C.



Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen

verfügbar. Unter diesen Umständen soll Ephedrin Streuli in der
Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko
übersteigt. Ephedrin Streuli ist in der Muttermilch in genügender
Konzentration vorhanden, um für das Kind gefährlich zu werden. Parenterale Applikation
von Ephedrin Streuli während der Geburt kann fötale Tachykardien zur Folge
haben und sollte nicht angewendet werden, wenn der maternale Blutdruck über
130/80 liegt. Ephedrin Streuli ist kontraindiziert bei stillenden Frauen oder
es sollte abgestillt werden.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich manifestieren sich zentralnervöse, stimulierende Effekte wie
Nervosität, Angst-, Spannungsgefühle, Agitation, Exzitation, Unruhe,
vermehrte Reizbarkeit, Rededrang, Schwächezustände und Schlaflosigkeit. Daneben
werden auch klopfende Kopfschmerzen, Atemschwierigkeiten, Fieberzustände oder
ein Gefühl der Wärme, Schwitzen, Trockenheit von Nase und Kehle, präcordiale
Schmerzen, Blässe, milde epigastrische Beschwerden, Nausea oder Erbrechen
angegeben. Bei höheren Dosen addieren sich Schwindelgefühl, Benommenheit,
Verwirrtheit, Tremor sowie eine verstärkte Reflexantwort hinzu. Hohe parenterale
Dosen von Ephedrin können sich durch Verwirrtheit, Delirium, Halluzination
und Euphorie bemerkbar machen. Ephedrin kann bei längerfristiger Anwendung
eine Entleerung der NA-Speicher an den sympathischen Nervenendigungen
verursachen und eine Tachyphylaxie der kardialen und vasalen Effekte herbeiführen.



Ephedrin kann die Irritabilität des Herzmuskels erhöhen und die
rhythmische Funktion des Ventrikels beeinflussen. Die Folgen sind Palpitationen und
Tachykardien. Extrasystolen bishin zu gefährlichen Arrhythmien können
insbesondere bei Patienten, die Glykoside, Cyclopropan und Halothan (siehe
Interaktionen) verabreicht bekommen sowie bei organischen Herzerkrankungen beobachtet
werden. Ephedrin erhöht die Herzarbeit und den myokardialen
Sauerstoffverbrauch und kann dadurch evtl. eine Angina pectoris auslösen. Insbesondere bei
längerfristiger Applikation von Ephedrin bei Patienten mit
Prostatahypertrophie kann es zu Miktionsschwierigkeiten bis hin zu einer akuten
Harnverhaltung kommen.



Eine längerfristige Anwendung von Sympathomimetika bei Patienten im
Schockzustand kann Ödeme, fokale Myokarditiden, (subpericardiale) Hämorrhagien,
intestinale und hepatische sowie renale Nekrosen zur Folge haben. Bislang ist
aber nicht klar, ob Ephedrin oder der Schockzustand per se für diese Effekte
verantwortlich zu machen sind.

Interaktionen

Sympathomimetika

Bei Verabreichung von Ephedrin Streuli mit anderen Sympathomimetika
besteht die Gefahr von additiven Effekten und Nebenwirkungen.

Alpha- und Beta-Blocker

Durch eine Alpha-Blockade wird der vasokonstriktorische Effekt von
Ephedrin Streuli herabgesetzt. Eine Vasodilatation kann die Folge sein. Durch eine
Beta-Blockade können die kardialen und bronchodilatatorischen Wirkungen von
Ephedrin Streuli gemindert werden.



Inhalationsanästhesie

Bei einer Anästhesie mit Cyclopropan und Halothan besteht die Gefahr einer
erhöhten kardialen Irritabilität mit konsekutiven Arrhythmien.

MAO-Hemmer

Blutdruckanstieg, Blutdruckkrise durch vermehrte Abbauhemmung der
freigesetzten Sympathomimetika. Ephedrin Streuli sollte vorsichtig, wenn überhaupt,
mit Furazolidon und Medikamenten, die die MAO hemmen, angewendet werden.


Andere Medikamente



Reserpin und Methyldopa reduzieren die Menge an Noradrenalin an den
Nervenendigungen und vermindern die Wirkung von Ephedrin Streuli. Ephedrin Streuli
kann die neuronale Blockade durch Guanethidin antagonisieren und zu einem
Verlust der anithypertensiven Wirksamkeit führen. Atropin blockiert die
Reflexbradykardie und fördert damit die Wirkungen von Ephedrin Streuli.
Gemeinsame Applikation mit Theophyllin und anderen Xanthin-Derivaten erhöht die
Inzidenz der möglichen Nebenwirkungen. Bei gleichzeitiger Gabe von Herzglykosiden
mit Ephedrin Streuli besteht erhöhte Arrhythmiegefahr. Mit Papaverin
besteht die Möglichkeit zur Auslösung eines Glaukomanfalles. Die gleichzeitige
Verabreichung von Furosemid oder anderer Diuretika kann zu einer Verminderung
der arteriellen Pressorwirkung führen.

Überdosierung

Im Falle einer Überdosierung können Symptome wie Hypertonie, Tachykardie
mit Palpitationen, Herzarrhythmien, Hyperglykämie, allgemeine
Stoffwechselsteigerung, Erhöhung der freien Fettsäuren im Blut, Nausea, Erbrechen,
Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, paranoide Psychosen, Halluzinationen auftreten.

Besteht der Verdacht auf eine Überdosierung, soll mit entsprechenden
Gegenmassnahmen behandelt werden.

Quelle:

Beipackzettel für flüssiges Ephedrin 50 mg zur inject.