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09.03.2008, 12:21 #1
Schneckes Gedanken zum Thema Bodybuilding,oder: wir hatten ja früher nix!
Hallo Forum!
Mein Mann hat dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum in unserem Sport.
Da kommt einiges an Gedanken und Erfahrung zusammen. Da ich mir immer anhören darf, was er so zu den Posts hier denkt- und das sehr interessant finde- habe ich mir gedacht, wir machen hier mal so nen Thread auf, wo wir Euch an seinen Gedanken teilhaben lassen können.
Thema heute ist:
Bodybuildinganfänger damals und heute, oder: Was wir damals alles falsch gemacht haben, und warum es trotzdem funktioniert hat!
Irgendwann im Frühsommer 1983 ( da war ich 18 ) ging ich mit einem Freund zum ersten Mal in ein BB-Studio. Unser Ziel war ganz klar: Mehr Muskeln!
Meine Ausgangssituation war eigentlich völlig typisch ( ich hab NATÜRLICH keine akkribischen Aufzeichnungen von damals, aber ich weiß genau die Eckdaten, die jeder BB auswendig kennt) also:
1,78m
Gewicht ca 77kg
KFA: Durchschnitt, weder dick noch dünn ( Nein , wir haben damals NICHTS gemessen- weder mit Waage noch mit Caliper- wir hatten ja nix)
Oberarmumfang: 33cm
Beim ersten Training ist mir die 50 kg Langhantel auf dem Bauch liegen geblieben.
Trainingsgewicht waren schlussendlich erst mal 30kg.
Studios gabs damals noch nicht besonders viele- die Studios damals sahen so aus: Die wurden meistens betrieben von einem -in der Regel noch aktiven- Wettkampfbodybuilder, waren in der Regel nicht sonderlich groß und lagen in Stadt- oder Industriegebieten, wo die Miete noch günstig war.
In unserem Fall war das ein in 2 Stockwerken untergebrachtes, sehr verwinkeltes Etablissement, wobei die Räume im Untergeschoss keine Fenster hatten.
Das Ganze besaß-natürlich- auch keine Klimaanlage.
Die Geräteausstattung sah folgendermaßen aus:
Jede Menge Bänke zum BD, SBD, Nackendrücken, 2 massive Kniebeugenständer, Lang- und Kurzhanteln, Klimmzugstange, Unmengen von Gewichtsscheiben, die in der Regel überall verstreut rumlagen. Das Ganze ergänzt durch mehrere Beinpressen, Zugtürme und Maschinen für Wadenheben im Stehen und Sitzen.
Alle Bänke und Maschinen waren marke "Eigenbau".Handwerklich sehr sauber und massiv gefertigt, aber natürlich mit einem für heutige Verhältnisse sehr prähistorischen Hammerschlaglook.
Bei unserem ersten Training zeigt uns einer der drei Besitzer sämtliche Übungen und erläuterte uns die Grundlagen der Trainingsplanung nach dem damals gültigen Standard:
Das Training bestand also aus Grundübungen, d.h. für die Brustmuskeln Langhantel oder Kurzhantel Schräg- und Flachbankdrücken, ergänzt durch Fliegende Bewegungen.
Für die Schultern Nackendrücken mit der Langhantel, ergänzt durch Seitheben und Frontheben.
Für den Rücken Klimmzüge- falls das noch nicht ging- und das ging nicht- Latziehen, und eine Ruderübung.
Für den Bizeps Lang- oder KHcurls im Stehen oder Sitzen, für den Trizeps Trizepsstrecken im Liegen bzw Trizepsstrecken am Seilzug.
Für die Oberschenkel natürlich Kniebeugen, Beinpressen,Beinstrecken, Beinbeugen.
Für die Waden Wadenheben im Sitzen und Stehen.Geändert von Barbara (09.03.2008 um 13:09 Uhr)
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09.03.2008, 12:29 #2
Jede Muskelgruppe mußte natürlich 2x die Woche hart rangenommen werden- nach damaligem Standard! Mindestens 2x. 3x wäre eigentlich besser gewesen- dachten wir- aber dafür hatte man ja als Nichtprofi keine Zeit!
Die üblichen Aufteilungsschemata gabs natürlich auch schon; 2er split, 3er Split, GK - Aufteilung nach Zug und Druckübungen ect.
Wir entschieden uns dann für einen Zweiersplit, Auftteiung wie folgt:
Am ersten Tag:
Brust
Schultern
Trizeps
Am zweiten Tag:
Beine
Rücken
Bizeps
Waden
Jeden Tag Bauch- im Anschluss an jedes Training Bauch....
Das waren dann also 4 Trainingstage die Woche.
Das das Ganze doch etwas viel- besonders am 2. Tag ,war,da wir in der Regel auch für Rücken, Brust, Schultern, Beine zwischen 15 und 20 Trainingssätzen gemacht haben,und für die Arme und Waden 10-12 Sätze,wurde daraus schnell ein Dreiersplitt, Aufteilung wie folgt:
Tag 1:
Brust
Schulter
Trizeps
wie gehabt ( plus Bauch)
Tag 2:
Rücken
Bizeps
Tag3:
Beine
Waden
jeweils plus Bauch!
Da das Studio an Sonntagen nicht öffnen konnte- da es in einem Wohngebiet lag,hieß das: Training von montags bis samstags, täglich.
Dauer ungefähr 2- 2,5 Stunden.
Das war unser Training.
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09.03.2008, 12:36 #3
Bei 2 - 2,5 Std. traindauer kommt nen schönes Volumen zusammen.
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09.03.2008, 12:40 #4
Jetzt zur Ernährung:
Wenn man Muskeln kriegen will, so wußte damals jeder Interessierte, muß man mehr Eiweiß essen.
Eiweißpräparate gab es damals auch schon, aber die waren:
1. Absolut ungenießbar
2. Unbezahlbar
d.h. die hat kein Mensch benutzt, noch nicht mal die Athleten in der Wettkampfvorbereitung.
Blieben also Lebensmittel, die viel Eiweiß und ansonsten möglichst nichts- besonders kein Fett- enthalten.
1.Thunfisch ( in Wasser)
2. Magerquark
3. Huhn oder Pute
4. Eier ( natürlich nur das Eiweiß!)
Diese Nahrungsgruppen wurden zur Hauptnahrungsquelle. In meinem Fall war das in erster Linie Magerquark und Eier, am Tag 1-1,5kg Quark mindestens und ca 20 Eiweiß.
Wobei ich die Eier damals in der Regel roh gesoffen habe. Ich hasse gekochte Eier!!!
Fett: Fett ist der Feind eines Bodybuilders, Fett war zu meiden, in jeder Form! Deswegen auch kein rotes Fleisch
Kohlenhydrate: Reis oder Nudeln, aber in Maßen.Im Gegensatz zu Quark, Eiern, Pute und Huhn- diese in Unmaßen.
MacDonalds: Es gab damals einen in der Stadt, das war der Einzige weit und breit. Da die Preise damals für uns exorbitant war, fiel es uns nicht schwer, vorbeizugehen. Ein Big Mac war damals für uns sowas wie ein Festessen zu Weihnachten.
Döner und Co: Waren damals noch nicht verbreitet.
Currywurst: reines Gift!!! Abslout zu meiden!
Das war im großen und ganzen unsere Diät. Bei dem einen oder anderen "Gesundheitsfreak" ergänzt durch ein bisschen Gemüse- oder sogar Obst!
Diät heisst jetzt nicht, daß wir das auf einen begrenzten Zeitraum gemacht haben , um uns auf einen Urlaub, das Freibad, oder gar einen Wettkampf ( auch sowas soll es geben)vorzubereiten , sondern das war unsere Standardernährung das ganze Jahr über.
Die Diät- im Sinne von "Defi", bestand daraus, daß man alle Lebensmittel wegließ ausser Pute und Eiklar.Geändert von Barbara (09.03.2008 um 13:11 Uhr)
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09.03.2008, 12:40 #5
Supplemente:
Fehlanzeige!
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09.03.2008, 12:43 #6
Regeneration:
WICHTIG!!!!
der typische Tagesablauf von Monatg bis Samstag war in meinem Fall:
Aufstehen gegen 5.30 Uhr
Arbeiten von 7-16 Uhr
Eintreffen im studio ca 17.30 uhr
Training und rumalbern im studio bis ca 21 Uhr
21.30 uhr -22 uhr Eintreffen zu hause, sofort ins bett.
Andere Hobbies: Keine
Frauen: Keine
Sonntags: ausruhen fürs Bankdrückevent am Montag.Geändert von Barbara (09.03.2008 um 13:12 Uhr)
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09.03.2008, 12:53 #7
verstehe ich das richtig, ihr habt das ganze jahr über gefuttert wie die leute heutzutage während einer defi/diät?
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09.03.2008, 12:55 #8
Aus heutiger Sicht betrachtet haben wir eigentlich alles falsch gemacht.
Wir waren hoffnungslos übertrainiert, das Training viel zu volumenreich, die Ernährung eine absolute Kathastrophe- kein gesundes Fett, zuwenig KH´s, PWO: ausgefallen wegen Zeitmangel ( ich hab nach dem Training nix mehr gegessen und bin sofort ins Bett gefallen).
Kein Creatin, keine Vitamine,kein Zink, kein Magnesium, kein was-weiß-ich- wir hatten ja damals nix!
Also hätte ich nach einem Jahr bei diesem kathastrophalen Training vollkommen krank und ausgelaugt sein müssen mit furchtbaren Gelenkschmerzen.
War ich aber nicht.
Wie sah jetzt also die Situation nach ca einem Jahr aus?
Körpergröße: Immer noch 1,78 ( Training verhindert Wachstum! )
Gewicht: ca 87 kg
KFA: Keine Ahnung, ich konnte aber den Gürtel 2 Löcher enger schnallen ohne mich zu strangulieren.
Oberarm: 41 cm
Bankdrücken: Trainingsgewicht für 6-8 WHs : 85-90 kg
Maximalleistung: 105kg.
Wohlgemerkt: KEINE SUPPLEMENTS!!! Und bevor die blöde Frage kommt: Natural oder nichtnatural: ( wir hatten nix- noch nicht mal diesen Begriff gab es damals!) Diese Frage stellte sich uns garnicht, weil wir garnicht die Möglichkeit hatten, nicht natural zu sein, weil: Wo hätten wir es hernehmen sollen? Apotheke überfallen? Inet gabs noch nicht.
Warum also hat das Ganze trotzdem funktioniert?
Gleich kommt einer mit: Ja, Super Gene....Quatsch! Ich bin absoluter Durchschnitt, ich war nie besonders sportlich und habe nie ausgesehen wie ein WK-Bodybuilder. Noch nicht mal bei meinen Wettkämpfen.
Das Ganze hat funktioniert, weil wir einfach mit vollem Einsatz trainiert haben, ohne darüber nachzudenken und ohne nach einem Wunderrezept bezüglich Training, Ernährung, Supps oder Wunderdrogen zu suchen.
Natürlich wäre ich wahrscheinlich bei diesem Entwicklungsstand stehen geblieben, aber warum es dann trotzdem weiterging, erzähle ich das nächste mal.Geändert von Barbara (09.03.2008 um 13:13 Uhr)
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09.03.2008, 13:01 #9
Ja. Nur halt sehr viel. Wir haben nix abgewogen sondern einfach reingeschaufelt was ging.
Unsere Ernährung bestand im Grundsatz aus 10, 12 Nahrungsmitteln und Ende.
Ich bin morgens aufgestanden, zur Arbeit gefahren und um 8.30 gabs die erste Mahlzeit:
500g Quark und reis, ca 1-2 Schaufeln.
Um 10 das 2. Frühstück: dasselbe. Ab und zu ne Banane.
Mittags: Zwischen 12.30 und 1 Uhr Huhn oder Pute mit Reis
Nachmittages: Auf der Fahrt vor dem Training ca 16 Uhr Quark 500g , reis und 1 oder 2 Bananen.
Training.
Ab und an zwischendurch mal ne Banane, ganz selten mal nen EW-Shake im Studio, mehr war da nicht drin.
Als getränke wasser- und irgendwann auch Cola light.
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09.03.2008, 13:01 #10
Morgens hab ich dann noch irgendwann mal die 20 Eiklar reingeschaufelt,ab und an auch erst nachmittags.
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09.03.2008, 13:04 #11
Ja das Studio war cool. Mein Trainingspartner hat immer gesagt: Wir gehen jetzt wieder in die Arena!
Die Kniebeugenständer waren natürlich im Keller, in einem der 5 Räume- ohne Fenster. Die einzige Möglichkeit, Luft reinzubekommen, war, die Flurtür aufzumachen und oben die Tür zum Parkplatz aufzumachen. Also entweder ist man an Luftmangel erstickt, oder man stand in Auspuffabgasen.
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09.03.2008, 13:40 #12
ich bin ja schon lange der Meinung das viele auch Anfänger sich viel zu viel Stress machen mit der Ernährung ect (mich eingeschlossen vor 3 jahren) da wird alles abgewogen, genau auf die uhr geschaut wann nach dem training die KH´s eingenommen werden ect. meiner Meinung nach völlig überzogen !
der masterP hat vor kurzem mal in der shoutbox was gemeint in richtung "einfach normal viel essen bischen aufs eiweiß achten und hart am eisen kleben" ! und der Meinung bin ich auch.
und wie man sieht hat´s ja auch damals bei schnecke geklappt, ohne am tag 4 shakes zu trinken
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09.03.2008, 13:57 #13
Sehr interessant das alles zu lesen.
Zu dem damaligen Studio: Ich glaube ich würde soetwas gegenüber anderen Studios sogar vorziehen. Das mit den nicht vorhandenen Fenstern ist natürlich doof, aber irgendwie hat man dort alles was man braucht und den ganze Schnick Schnack braucht man eh nicht.
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09.03.2008, 14:25 #14
Geiler Thread!
Studio kann man sich sicherlich so vorstellen wie Peter seins. Alte Geräte und das Kaugummi vom letzten Jahr liegt immer noch da.
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09.03.2008, 14:42 #15
Ja, so wie Peter seins. Aber nicht so schick! An den Wänden großflächig Spiegel ( die waren aber jeden abend beschlagen), dazu Rauhfaser - ungestrichen und sehr verschlissen, und oben unter der decke Regalbretter mit Pokalen, Pokalen, Pokalen!
Ein alter fleckiger teppich mit Salz- und Pfeffermuster.
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