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    Anti-Aging: Jung mit Rezept

    Anti-Aging: Jung mit Rezept

    Alt werden ohne alt zu sein, das versprechen Hormonkuren. Doch die hochwirksamen Präparate können die Gesundheit ruinieren, wenn sie unkontrolliert genutzt werden.

    Der Mann ist eine lebende Anklage gegen all die Trauergestalten mit Bierbäuchen, Tränensäcken oder Rettungsringen. Muskulöse Arme warten nur darauf, kraftvoll zuzupacken. Das knallenge schwarze T-Shirt lässt den Waschbrettbauch ahnen. Was für ein Kerl! Er sieht aus wie ein gut trainierter Vierziger und ist doch bereits 63 Jahre alt.

    Jung bleiben? Für Rolf-Dieter Hesch kein Problem. Als selbst ernannter Männerarzt ist der Mediziner auch sein eigener Patient. Seine Therapie: Hormone, die ab einem bestimmten Alter vom Körper nicht mehr oder in unzulänglichen Mengen produziert werden, zu ersetzen. Der Mangelprozess beginnt schon im Alter von 25 Jahren. Richtig heftig fallen die zentralen Steuersubstanzen des Menschen dann zwischen 44 und 55 ab. Stärke, Spannkraft und Lust lassen nach. Ein Zustand, den Hesch nicht akzeptieren will, weder für sich noch für seine Patienten. Er spritzt sich männliche Sexualhormone wie Testosteron, mit 64 hat er den Hormonstatus eines 30-Jährigen.

    Wie Hesch setzen die meisten Propagandisten von Anti-Aging, der jung erhaltenden Medizin, vor allem auf Hormone, Sport, Ernährung, teure Vitamine und Mineralstoffe, um dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. Die Präparate sollen das Immunsystem reifer Jahrgänge stärken, die Knochen schützen, die Haut straffen, den Muskelabbau stoppen, das Doppelkinn verhindern, die Libido steigern und die Jugend bis ins hohe Alter erhalten. Das Geschäft mit den Hormonen schwappt aus den USA nach Deutschland. Doch die hochwirksamen Hormonkuren bergen Risiken – für die Gesundheit wie für den Geldbeutel.

    Für viele Mediziner ist der umtriebige Konstanzer Professor ein rotes Tuch. Die Behandlung mit Hormonen ist „ein großer, nicht genehmigter Menschenversuch“ schimpft etwa Professor Thomas Ebert. Dabei steht der Urologe als Mitgründer und leitender Arzt der EuromedClinic in Fürth, die sich auf Anti-Aging spezialisiert hat, dem Thema durchaus positiv gegenüber. Aber: „Testosteron oder Östrogen sollten Arzte nur verabreichen, wenn der Mangel im Blut diagnostiziert ist und wenn Patienten gleichzeitig über Symptome klagen“, fordert Ebert. Schließlich seien alle übereifrigen „Hormonpäpste durch die Women's- Health-Studie zurückgepfiffen worden“. Die große Untersuchung belege, dass die Östrogengabe bei Frauen mit Wechseljahrbeschwerden das Brustkrebsrisiko erhöht.

    Das schadet dem Zuspruch der Verjüngungsmediziner kaum. Gynäkologen, Urologen, Orthopäden, praktische Arzte und Endokrinologen – die Hormonfachärzte – bieten flächendeckend von Konstanz bis Flensburg Anti-Aging-Sprechstunden an. Im Eilverfahren können sich Arzte in eintägigen Fortbildungsveranstaltungen zu Anti-Aging-Fachleuten ausbilden lassen. Der Markt ist groß, noch nie gab es so viele 50-Jährige wie heute. Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird jedes zweite Mädchen, das im Jahr 2000 in der westlichen Welt geboren wurde, ein Lebensalter von 100 Jahren erreichen. Die Frage ist also nicht, ob wir älter werden, sondern wie.

    Viele halten es heute schon so wie die attraktive Vorzeige-Fünfzigerin Iris Berben: Sie wollen zwar alt werden, aber auf keinen Fall alt sein. Die Schauspielerin nimmt Östrogene und das Vorläufer-Sexualhormon DHEA, um das erschlaffende Bindegewebe zu straffen, Knochen und Gelenke zu stärken, Stimmung und Gedächtnisleistung anzuheben. Wegen des „eventuellen Krebsrisikos“ lässt sie so genannte Tumor-Marker regelmäßig kontrollieren.

    Als Auftakt zu einem solch umfangreichen Behandlungspaket bieten Anti-Aging-Ärzte und -Kliniken ein ganzes Arsenal von Untersuchungen an. Meist führt schon die erste zu einem Schock: Der so genannte Age-Scan misst das biologische Alter. In der einstündigen interaktiven Computeranalyse kann jeder selbst herausfinden, ob er so gut sieht, so gut hört, so gut reagiert wie es seinem Alter angemessen wäre. Geprüft wird auch, ob das Kurzzeitgedächtnis funktioniert, die Lunge elastisch ist und die Hände noch kräftig sind. Die Ergebnisse der zwölf Tests vergleicht der Rechner mit einer Referenzdatenbank und errechnet das zugehörige biologische Alter. Das kann niedriger, aber auch höher sein als das Alter, das sich aus dem Personalausweis ergibt.

    Der Age-Scan ist der eher spielerische Einstieg in einen kompletten Check-up, der etwa bei der EuromedClinic in Fürth für 725 Euro zu haben ist. Die sportmedizinische Leistungsdiagnostik untersucht, wie fit Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel sind. Sie dient als Basis für einen ausgeklügelten Trainingsplan. Ernährungsgewohnheiten sind dabei genauso von Bedeutung wie Stressfaktoren im Privatleben. Zudem lassen die Arzte Blut, Speichel und Urin des Patienten untersuchen. Per Ultraschall wird die Knochendichte bestimmt.

    Typische Kunden der Anti-Aging-Arzte sind Frauen und vermehrt auch Männer ab 40 – zwar gesundheitsbewusst, aber beruflich so eingespannt, dass für Sport und gesunde Ernährung kaum Zeit bleibt. Mit dem Datenwust stellen ihnen die Arzte einen individuellen Verjüngungsplan zusammen. „Für uns steht nicht die Steigerung der Lebenserwartung, sondern der Erhalt der Lebensqualität im Vordergrund“, sagt der Urologe Ebert.

    Gesundes Altern heißt die Herausforderung – ohne morsche Knochen, Alzheimer oder Krebs. Dazu wäre es notwendig, erst einmal den Alterungsprozess besser zu verstehen. Doch davon sind die Wissenschaftler weit entfernt. Es gibt mehr als 300 unterschiedliche Theorien, die versuchen, das Phänomen Altern zu erklären. Für die einen läuft das Absterben des Organismus nach einem festgelegten inneren Programm, das schon nach der Befruchtung der Eizelle startet. Bei jeder Zellteilung nutzen sich Schutzkappen des Erbguts ab, die Telomere. Jedes Mal kommt der Mensch seinem biologischen Höchstalter von 120 Jahren einen Schritt näher. Andere glauben, dass niemand altern würde, wenn nicht äußere Faktoren wie Strahlung oder die aggressiven freien Radikale Zellen zerstören oder zumindest schädigen.

    Der Rückgang der Hormonproduktion ist ein Vorbote des Alters. Der 61-jährige Hollywood-Schauspieler Nick Nolte gehört zu denen, die sich jeden Abend ganz selbstverständlich die Spritze geben, um sich mit Wachstumshormonen scheinbar zu verjüngen. Die Langzeitwirkung einer solchen Behandlung ist noch völlig unbekannt. In einer neuen Untersuchung warnt etwa das renommierte US-amerikanische National Institute on Aging vor dem unkontrollierten Gebrauch von Wachstumshormonen in Kombination mit Testosteron. Die Wissenschaftler beobachteten Nebenwirkungen wie erhöhtes Diabetes- und Krebsrisiko. „Wir wissen zu wenig über die Wirkung und Nebenwirkung der Hormone. Eine Anwendung außerhalb einer ärztlich kontrollierten klinischen Untersuchung empfehlen wir nicht“, warnt der Leiter der Studie, Marc Blackman von der Johns-Hopkins- Universität in Baltimore.

    Das ficht Hesch, den Männerarzt vom Bodensee, nicht an. Für „dummes Zeug“ hält er die Klage, dass die Arzte zu wenig über Hormone wissen. Er spritzt sich selbst und Patienten Testosteron und preist in seinem Buch das vor allem von Gewichthebern als Dopingmittel genutzte Wachstumshormon als „durchaus sinnvolle Anti-Aging-Maßnahme“. Dazu nimmt und verabreicht er „großzügig“, wie er zugibt, Testosteroncremes. Angst vor Nebenwirkungen? Keine, sagt der Honorarprofessor an der biologischen Fakultät der Universität Konstanz und Außerordentliche Professor für Innere Medizin. Dabei gäbe es dafür viele Gründe: „Tiere und Bakterien mit hohen Spiegeln von Wachstumshormonen leben deutlich kürzer“, weiß Ebert. „Wachstumshormone sind das Gegenteil von Anti-Aging-Medizin.“

    Doch solchen Studien gegenüber ist Hesch skeptisch. Die seien etwas für „Schulmediziner, die nur an klinisch belegbare Faktoren glauben“ und diese „dogmatisch“ umsetzen, schreibt er in seinem Buch „Absolut Mann“. Damit wirft er etablierte wissenschaftliche Gepflogenheiten über Bord und empfiehlt stattdessen die „individuum-basierte“ Medizin. Um Nebenwirkungen vorzubeugen, müssten die Behandelten kontinuierlich beobachtet werden und regelmäßig in seine Praxis kommen. Für Beratung, Laborcheck, Ernährungs- und Trainingsplan werden leicht 1750 Euro fällig. Kein Wunder, dass Professor Ebert angesichts der Behandlungsintensität spottet: „Hauptnebenwirkung Armut“.

    Da mag manchen schon eher das derzeit einfachste, billigste und nebenwirkungsfreie Rezept locken, um gesund und munter alt zu werden: das so genannte Dinnercancelling. Wer nach 16 Uhr nur Tee trinkt und den Kühlschrank meidet, regt durch die nächtliche Unterzuckerung seinen Körper dazu an, die morgendliche Produktion von Wachstumshormonen und Testosteron zu steigern. In Studien lebten hungernde Ratten und Mäuse – versorgt mit den wichtigsten Nährstoffen – um die Hälfte länger als ihre schlemmenden Artgenossen.

    Quelle: wiwo.de

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  2. #2
    wie auch immer,jeder versucht,seinem Altern entgegenzuwirken.
    Lass uns hoffen,dass die Testosterontherapie dereinst als wirkungsvoll anerkannt wird.Denn dieses Thema scheint mir einigermassen erforscht zu sein.Gut wäre es schon,mit über sechzig noch einigermassen Muskeln zu haben und nicht den Bauch am Strand vor sich herschieben zu müssen.
    Denn das wird schon ab 35 ein Problem.
    Wie auch iummer,die Zeit arbeitet für uns