Vom Waschbrettbauch zur Magersucht
Sie gelten als schlechte Esser oder schlaksige Typen - bei immer mehr jungen Männern steckt hinter dem Waschbrettbauch eine Magersucht.
Junge Männer leiden nach Meinung von Ernährungsexperten häufiger unter Magersucht als angenommen. Auf ein entsprechendes Beratungsangebot hätten erstaunlich viele betroffene Männer reagiert, sagt Sven-David Müller, Sprecher der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik in Aachen. „Beim Mann scheint die Ursache neben einer Persönlichkeitsstörung auch das Streben nach einem falschen Schönheitsideal zu sein“, meint Müller.
Nach Angaben des Experten leiden 700 000 Männer und Frauen in Deutschland an Magersucht. Exakt könne der Anteil der Männer jedoch nicht angegeben werden.
Magersucht gelte als typische Mädchenkrankheit. Aber auch junge Männer könnten auf der Jagd nach dem Waschbrettbauch in diesen Teufelskreis geraten. Wenn die ersten Pfunde purzelten, komme zunächst die Bestätigung: „Alle sagen: Früher hattest Du ein kleines Bierbäuchlein. Heute siehst Du aber viel besser aus“, sagt Müller. Wer dann die Selbstkontrolle verliere, könne sich krank hungern.
Betroffene wiegen bei einer Körpergröße von 1,80 Metern nicht selten 60 Kilogramm. Trotzdem komme niemand auf die Idee, dass die schlaksigen Menschen an Magersucht litten, sagt Müller. „Der ist gerade im Wachstum, der hat schon immer schlecht gegessen oder der ist immer so dünn gewesen“, seien häufige Erklärungen.
Dabei gebe es deutliche Hinweise auf Magersucht. Die ständige Beschäftigung mit Figur und Gewicht seien Anzeichen, ebenso die Weigerung, in Gesellschaft zu essen.
Quelle: dpa