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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bodybuilding und Diabetes



davvman
02.03.2012, 00:23
Hi Leute,

man hört ja oft, dass Übergewicht und Fast-Food Diabetes begünstigen.
Bei Bodybuilding ernährt man sich ja sehr reichhaltig bekanntlich. Insbesondere, wenn man sich in einer sogenannten Massephase befindet bzw. eine positive Kalorienbilanz hält, um den Muskelaufbau zu begünstigen.
Viele nehmen ja nach dem Training große Mengen schneller Kohlenhydrate zu sich und allgemein Massen an Kohlenhydraten über den Tag verteilt; zumindest viel mehr, als Nicht-Bodybuilder. Der Körper reagiert ja auf die Zufuhr von Kohlenhydraten mit Insulinausschüttung.
An dieser Stelle muss ich zunächst direkt betonen, dass ich wenig weiß über die biologischen Zusammenhänge.
Aber Tatsache ist ja, dass Bodybuilder und Sportler nach dem Training bewusst große Insulinschübe hevorrufen, um anabole Prozesse zu forcieren.
Ich habe auch gehört, dass Fast-Food, welches in rauhen Mengen konsumiert Diabetes begünstigt, in irgend einer Weise mit dem Insulin zu tun hat. Vielleicht, weil man den Insulinspiegel durch die in Burgern etc. schnellen Kohlenhydrate peaken und wieder abfallen lässt??
Wenn man die beiden Beispiele Bodybuilder und Fast-Food-Junkie nun nebeneinander hält, haben ihre Insulinspiegelzyklen wahrscheinlich Ähnlichkeiten, oder? Und darüber hinaus wird die Insulinausschüttung durch Sport ja noch verstärkt.
Nun frage ich mich also, ob Bodybuilder nicht auch deshalb verstärkt Diabetes-gefährdet sind.
Google liefert nur Artikel über Bodybuilding MIT Diabetes. Jedoch nicht in Hinblick auf die Gefahr des Hervorrufens der Krankheit.
Weiß jemand etwas darüber?

Gruß

Lucifer
02.03.2012, 12:35
Da scheinst du ein paar Dinge falsch verstanden zu haben. Diabetes ist häufig eine Begleiterscheinung eines miesen Lebensstils (wenig Bewegung, ungesunde Ernährung) - häufig in kumpelhafter Begleitung seiner drei Freunde, dem hohen Blutdruck, Fettleibigkeit und schlechte Bluttfettwerte. Die Gang heißt dann Syndrom X oder auch "Metabolisches Syndrom." Eine permanente Zufuhr von Kohlenhydraten kann natürlich dazu führen, denn auch die Bauchspeicheldrüse hat ihr Limit und irgendwann haben die Zellen auch kein Bock mehr, ständig einzulagern (d.h. sie werden insulinunempfindlich -> Insulinresistenz --> der ganze Kram bleibt im Blut, anstatt rausgefiltert zu werden).

Gute Nachricht: Training verbessert die Insulinsensivität und es kann Glukose auch ohne Insulin verbrannt werden (der Körper hat hierzu ein recht gut-funktionierendes, wohl dosierendes System, welches die Glukose direkt in die Mitochondrien schleust). Allein deswegen halte ICH (und diese Meinung setzt sich langsam auch bei BB-Experten durch) schnelle KH nach dem Training für total vernachlässigbar. Erstens ist die Insulinsensivität ehj gesteigert, d.h. der Körper kann mit weniger Insulin mehr Nährstoffe einlagern und zweitens ist es total unerheblich, ob du für das Auffüllen der Glykogenspeicher kurzkettige oder langkettige KH verwendest, SOFERN du nicht kurze Zeit später wieder trainierst (trainieren musst / Leistung bringen musst, z.B. für einen nächsten Wettkampf). Langkettige KH haben eine ähnliche Wirkung auf das Befüllen des Glykogens, nur dauert es eben länger (was kein Problem ist, wenn man erst am nächsten Tag / 2 Tage später wieder trainiert).

Die Proteinsynthese wird durch das Leucin im Whey schon sehr gut getriggert und hat einen hohen Ausschlag.

Und Fastfood ist deswegen problematisch, weil es a.) ungünstig aufgebaut ist (Massig Fett und viel KH aufeinmal OHNE das diese Makronährstoffe gesund wären) --> b.) gering an Mineralstoffen und Vitaminen, da hochgradig verarbeitet und c.) gering an Ballaststoffen, was dem Sättigungsgrad auch nicht gerade förderlich ist (und von der Verdauung nicht zu sprechen). Diabetes ist eine Errgungenschaft unserer Zivilisation, weil WIR jederzeit und überall am essen sind. Der Verdauungsapparat kommt nicht zur Ruhe, die Leute nehmen MASSIV mehr Energie auf, als sie verbrauchen. Sie werden dicker was zu einem Teufelskreis führt, weil man sich dann auch weniger bewegen möchte. Aber eine junklastige Ernährung macht auch generell träge(r). Letzlich entwickelts du Diabetes, wenn du (neben der genetischen Veranlagung die rund ~30 % ausmacht)

Diabetes, wenn du deinen Körper einfach wie Dreck behandelst. Wenn du Junk isst, aber unterkalorisch bleibst, dann ist auch die Gefahr Diabetes zu entwickeln, geringer. Als Diabetiker solltest du diesen Kram mit der Dextrose im PWO ohnehin nicht machen. Gerade hier ist das Nährstofftiming aber am wichtigsten (Stichwort: Carb-Backloading).

davvman
03.03.2012, 11:42
Da scheinst du ein paar Dinge falsch verstanden zu haben.
Das dacht ich mir schon. Danke für deine Ausführungen - prima!


Eine permanente Zufuhr von Kohlenhydraten kann natürlich dazu führen, denn auch die Bauchspeicheldrüse hat ihr Limit und irgendwann haben die Zellen auch kein Bock mehr, ständig einzulagern (d.h. sie werden insulinunempfindlich -> Insulinresistenz --> der ganze Kram bleibt im Blut, anstatt rausgefiltert zu werden).
Diabetes ist eine Errgungenschaft unserer Zivilisation, weil WIR jederzeit und überall am essen sind.
Aber das sind Bodybuilder doch auch. Ihre Ernährungspläne sind doch so, dass man den ganzen Tag über viele kleine Mahlzeiten futtert. Das raten heutzutage ja sogar Ernährungsberater normalen Leuten, die einfach schlank sein wollen, mit der Begründung, dass ihr Stoffwechsel eben NICHT einschläft.
Auch ich futtere um aufzubauen deutlich mehr, öfter und auch mehr Kohlenhydrate, als ein Normalmensch. Darüber hinaus habe ich momentan auch eine positive Kalorienbilanz, wie jeder, der wirklich aufbauen will. Der Unterschied ist lediglich, dass man sich nicht gleichzeitig große Menen an Fett und Carbs einverleibt und auf gute Qualität der Nährstoffe achtet. Aber wenn das schon reicht, bin ich zufrieden :)
Was denkst du dann in Bezug auf eine ketogene Ernährungsweise? Ist sie das Optimum in Punkto Diabetes-Prophylaxe?
Zur Info: Zuckerkrankheit ist in meiner Familie nicht verbreitet, und auch ich bin bisweilen gesund.

D

Lucifer
03.03.2012, 16:19
Das mit dem Stoffwechsel, der angeblich einpennt und durch viele kleine Mahlzeiten am laufen gehalten wird, ist ausgemachter Bullshit und durch zahlreiche Studien bereits widerlegt ;) Es ist im Mainstream nur noch nicht richtig angekommen. Und viele kleine Mahlzeiten werden bei BBs deswegen angesetzt, weil man so meistens mehr kcal im Laufe des Tages reinfahren kann, ohne sich vollends zu überfressen.

davvman
16.03.2012, 20:10
Und viele kleine Mahlzeiten werden bei BBs deswegen angesetzt, weil man so meistens mehr kcal im Laufe des Tages reinfahren kann, ohne sich vollends zu überfressen.
Warum auch immer... wenn es Diabetes begünstigt, dass man permantent frisst?
Klingt dann fast so, als sind meine Befürchtungen wahr.

Guerkchen
16.03.2012, 21:27
Diabetes wird aber nicht dadurch begünstigt, dass man permanent frisst, sondern dadurch, dass das Übergewicht, schlechte Ernährung und Stress den Körper aus dem Gleichgewicht bringen.

Es ist auch nicht 100% erforscht, wie Übergewicht und Diabetes genau zusammenhängen - es wurde lediglich beobachtet, dass Übergewichtige wesentlich häufiger an Diabetes erkranken als Normalgewichtige
Es gibt sogar Behauptungen, dass in einigen Fällen die Neigung zu Übergewicht und die zu Diabetes gemeinsam veerbt werden.

Wenn Du aber so eine Angst davor hast ... das einzig "kritische" wäre ja der Zucker im PWO-Shake. Lass den halt weg und gut.

Lucifer
16.03.2012, 21:48
Es kann ein notwendige, muss aber keine hinreichende Bedingung für Diabetes sein.