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StolzerBochumer
20.09.2011, 14:33
Muskeldysmorphie – der Adonis-Komplex – mehr Schein als Sein?





Hallo zusammen,


in letzter Zeit habe ich mich intensiv mit dem Thema „Muskeldysmorphie“ beschäftigt, welche auch als Adonis-Komplex bekannt ist.
Doch was überhaupt soll dieser Komplex sein? Populär wurde das Thema in den 90ern, wo ein Professor namens Harrison Pope ein ganzes Buch dem Thema widmete. Er bezeichnet mit dem Adonis-Komplex die gestörte Wahrnehmung von hauptsächlich Männern bezüglich ihres Körpers. Oft durchtrainierte und muskulöse Männer empfinden sich als schmächtig und schmal, obwohl sie von ihrer Umwelt ganz anders wahrgenommen werden.
Instinktiv halten die meisten Männer ihre Erkrankung geheim und vermeiden es ihren Körper der Öffentlichkeit preis zu geben. Ebenfalls ihr Kleidungsstil wird angepasst und so kommt es oft vor, dass sehr darauf geachtet wird „bullig“ auszusehen. Diese Tendenzen habe ich des öfteren auch hier im Forum gesehen.


Doch warum kann es soweit kommen, dass Männer ihr Leben danach ausrichten einen makellosen Körper zu haben. Das Leben wird umstrukturiert und alles wird umher dieser Sucht nach Perfektion aufgebaut. Training, Ernährung und Disziplin sind Hauptbestandteile des Lebens. Soziale Kontakte werden umher dieser Welt gepflegt, um es zu vermeiden, dass das Training ausfallen muss.
Betrachten wir einmal die mediale Entwicklung der letzten Jahre. Werbung für Mode und Kleidung wird beherrscht von starken, muskulösen und bildhübschen Männern. Parfum symbolisiert seit Jahren eine sexuelle Anziehung und gerade mit diesen Werbekampagnen werden wiederum muskulöse Männer oder sportliche Frauen verbunden. Es entstehen Verbindungen die drauf schließen lassen, dass Muskeln für sexuellen Erfolg stehen, oder eben auch für beruflichen Erfolg. Selbst im Kinderspielzeug ist eine Entwicklung hin zu einer Sucht nach Perfektion und einem definierten Körper, der weitaus mehr als einen sportlichen, ästhetischen 35 cm Oberarm besitzt, zu erkennen. Actionfiguren bekommen stetig mehr Muskeln und so werden bereits früh fragwürdige Ideale gesetzt.



Nicht selten kommen Menschen die Kraftsport betreiben nach einigen Jahren an ihre körperlichen Grenzen und stehen vor der Entscheidung – wie soll es weiter gehen? Eine wohl unglaubliche Dunkelziffer an Männern greift an diesem Punkt wohl zu legalen oder gar illegalen Substanzen. Nicht umsonst blüht der Schwarzmarkt auf und Anabolika ist im Internet zu finden wie Sand am Strand.


Ja, unser 21. Jahrhundert ist ein Jahrhundert, welches von Perfektionismus geprägt ist. Nicht wenige Männer polieren ihr Selbstvertrauen durch überaus muskulöse Körper auf und verfallen wohl in Rhythmen, welche die natürlichen Züge weitaus überschreiten. Um mithalten zu können und das „Maximum“ zu erreichen greifen auch Jugendliche zu „Hilfsmitteln“. Es muss sich gar nicht um illegale Substanzen handeln. Aber welch eine riesen Masse von Käufern sich für Supplements interessiert ist für mich abschreckend und verwunderlich, zumal diese als Nahrungsergänzungsmittel bezeichnet werden. Richtig! „Ergänzungsmittel“! Für mich bedeutet dies, dass ich sie nur dann verwenden würde, wenn ich mit natürlichen Produkten kein Stück mehr voran komme.


Fitnessstudios schießen aus dem Boden wie Pilze aus dem feuchten Waldboden. Eigentlich ein äußerst positiver Trend, doch was mich erschreckt ist die Art und Weise wie mit dem Sport umgegangen wird.
Alleine die Tatsache das große Fitnessstudio-Ketten so unglaublich schlechte Einweisungen geben ist für mich absurd. Jeder der ein Fitnessstudio besucht sollte doch die Intention haben seinem Körper etwas gutes zu tun.


Ich glaube das nicht jeder der sich für zu schmächtig hält gleich vom Adonis-Komplex betroffen ist. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass einige hier bereits eine gestört Wahrnehmung haben. Nicht selten ließt man hier Sachen wie von Oberarmen, die man unter einem Umfang von 40cm nicht in einem Muskelshirt zeigen sollte.


Meine persönliche Einstellung zu legalen sowie illegalen Ergänzungsmitteln ist eher kritisch. Ich glaube das unsere Ideale bezüglich unseres Körpers einfach mehr und mehr verschoben werden. Es ist absolut erschreckend wie viele junge Menschen täglich im Forum nach Ratschlägen für ihre erste Kreatin-Kur, oder die Einnahme von Eiweißpräparaten fragen. Alles muss schnell gehen – alles muss perfekt aussehen!
Ich halte die Entwicklung für äußerst problematisch. Fernab von gesundheitlichen Bedenken die ich habe bezüglich ganz besonders illegaler Substanzen glaube ich das viele der Leute, die auf illegale Substanzen zurück greifen, bereits eine gestörte Wahrnehmung haben. Ihnen ist das was auf natürliche Art und Weise möglich ist eben nicht genug.
Jeder der sich hingegen über das Ausmaß bewusst ist und sich wirklich damit beschäftigt hat soll zu sich nehmen was er möchte. Wichtig finde ich jedenfalls, dass man sich Gedanken darüber macht was passiert und warum man etwas einnehmen möchte.


Ich fand die Artikel die es im Internet zum Thema Adonis-Komplex gibt so interessant, dass ich gerne mit euch darüber diskutieren möchte. Wie sich der eine oder andere vorstellen kann habe ich für den Text ja auch etwas Zeit gebraucht und bin daher gespannt auf andere Sichtweisen oder Argumentationen.


Quellen:
http://www.focus.de/gesundheit/news/adonis-komplex_aid_105276.html
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2010/kw43/1029/02_zwei_beispiele.jsp
http://www.faz.net/artikel/C30857/doping-im-bodybuilding-medikamentenabhaengige-mutanten-30097301.html
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/haarausfall/therapie/gesundesego/zu-viel-oder-zu-wenig_aid_16154.html
http://www.bkk24.de/typo3/index.php?id=1095

ependinom
20.09.2011, 14:43
und dann guckt man sich n matthias bothoff an und er sagt selbst dass er sich nich fuer sonderlich muskoloes haelt ...




Doch warum kann es soweit kommen, dass Männer ihr Leben danach ausrichten einen makellosen Körper zu haben. Das Leben wird umstrukturiert und alles wird umher dieser Sucht nach Perfektion aufgebaut. Training, Ernährung und Disziplin sind Hauptbestandteile des Lebens. Soziale Kontakte werden umher dieser Welt gepflegt, um es zu vermeiden, dass das Training ausfallen muss.

und wo is das problem ? wenn ich mein leben um den kraftsport rumplane is es doch eher was gutes ?
ich sehe es eher als krankhaft an, sich an einer rolex, einem anzug oder an einem auto aufzugeilen :P
in "der wille zur kraft" ist es ganz treffend geschrieben, vllt schaffe ich das nachher mitm iphone noch zu posten

Chaser
20.09.2011, 14:44
und dann guckt man sich n matthias bothoff an und er sagt selbst dass er sich nich fuer sonderlich muskoloes haelt ...



und wo is das problem ? wenn ich mein leben um den kraftsport rumplane is es doch eher was gutes ?
ich sehe es eher als krankhaft an, sich an einer rolex, einem anzug oder an einem auto aufzugeilen :P
in "der wille zur kraft" ist es ganz treffend geschrieben, vllt schaffe ich das nachher mitm iphone noch zu posten

Ich bin also krank... :(

IvanDrago
20.09.2011, 14:50
Das Streben nach dem Optimum und Maximum würde ich nicht gleich als Adonis-Komplex bezeichnen. Erst recht nicht pauschal als krankhaft, eigentlich finde ich das sogar beeindruckend.
Dadurch, dass man sich eben in solchen Kreisen bewegt, hat man ein anderes, mMn besseres, Bild für Ästhetik. Vergleiche ich mich im Schwimmbad mit den anderen, dann denke ich mir "jo, krass siehst du aus", aber bin ich dann im Fitnessstudio seh ich noch einen Haufen Arbeit. Ist das jetzt eine gestörte Wahrnehmung? Ich denke (für meinen Fall) nicht. Es ist ein Ziel oder Wunsch, dem ich mich näher, aber an dem ich noch nicht angelangt bin.


Problematisch wird es natürlich, wenn man sich eher schadet als gut tut. Das passiert in der Regel, bei Leuten die nicht begreifen, dass alles seine Zeit braucht oder deren ansgestrebstes Ziel sich mit den Erfolgen immer weiter nach oben und ins für natürliche Verhältnisse Unerreichbare verschiebt.

Als Fan von Erfolg, Leistung und Perfektionismus habe ich daher natürlich Spaß an solch einem Werk :) vllt sogar als Teil des gesamten Lebenswerkes, zumindest in gewissen Lebensabschnitten.
Für Doping unter Hobbysportlern habe ich jedoch nichts übrig, da es sinnlos und kontraproduktiv ist. Zudem ist es für mich als Hobbysportler nicht mit meinem Stolz zu vereinbaren. Wäre ich Profi, dann würde das vllt anders aussehen.
Jeder hat etwas, das ihn glücklich macht: wenn es ein kräftiger und ästhetischer Körper ist, wieso nicht?

edit: der eine sammelt Briefmarken oder Eisenbahnen und der andere halt Muskeln oder Kraftwerte :D

pearldrake
20.09.2011, 14:57
Natürlich gibt es immer Krankheiten, ich denke aber in den meisten Fällen werden die vorgeschoben von leuten die einfach neidisch sind das jemand besser aussieht. Ob bei muskulösen Männern, oder sportlichen Frauen die dann sofort "magersüchtig" sind. (will die wirklichen Krankheitsfälle jetzt nicht verharmlosen, um die geht es mir jetzt nicht)

Und zu dem punkt das Muskeln mit Erfolg verbunden werden. Woher kommt das denn? Diese Menschen sind nicht erfolgreich weil sie Musekeln haben, sondern haben sich einen überdurchschnittlichen Körper durch Eigenschaften wie Disziplin und Durchhaltevermögen erarbeitet, die genauso in anderen Lebenslagen zu großen vorteilen verhelfen :)

StolzerBochumer
20.09.2011, 14:58
Das Streben nach dem Optimum und Maximum würde ich nicht gleich als Adonis-Komplex bezeichnen. Erst recht nicht pauschal als krankhaft, eigentlich finde ich das sogar beeindruckend.
Dadurch, dass man sich eben in solchen Kreisen bewegt, hat man ein anderes, mMn besseres, Bild für Ästhetik. Vergleiche ich mich im Schwimmbad mit den anderen, dann denke ich mir "jo, krass siehst du aus", aber bin ich dann im Fitnessstudio seh ich noch einen Haufen Arbeit. Ist das jetzt eine gestörte Wahrnehmung? Ich denke (für meinen Fall) nicht. Es ist ein Ziel oder Wunsch, dem ich mich näher, aber an dem ich noch nicht angelangt bin.


Problematisch wird es natürlich, wenn man sich eher schadet als gut tut. Das passiert in der Regel, bei Leuten die nicht begreifen, dass alles seine Zeit braucht oder deren ansgestrebstes Ziel sich mit den Erfolgen immer weiter nach oben und ins für natürliche Verhältnisse Unerreichbare verschiebt.

Als Fan von Erfolg, Leistung und Perfektionismus habe ich daher natürlich Spaß an solch einem Werk :) vllt sogar als Teil des gesamten Lebenswerkes, zumindest in gewissen Lebensabschnitten.
Für Doping unter Hobbysportlern habe ich jedoch nichts übrig, da es sinnlos und kontraproduktiv ist. Zudem ist es für mich als Hobbysportler nicht mit meinem Stolz zu vereinbaren. Wäre ich Profi, dann würde das vllt anders aussehen.
Jeder hat etwas, das ihn glücklich macht: wenn es ein kräftiger und ästhetischer Körper ist, wieso nicht?

edit: der eine sammelt Briefmarken oder Eisenbahnen und der andere halt Muskeln oder Kraftwerte :D

Ich habe ja auch nicht gesagt, dass der Adonis-Komplex wie du sagst "das Streben nach Maximum" beinhaltet, sondern dass es sich um die gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers handelt.

Das jeder nach seiner Art und Weise glücklich werden soll und muss steht außer Frage. Habe ich ja auch im letzten Abschnitt so angedeutet, dass wenn man sich intensiv und genug mit dem Thema befasst für sich selber entscheiden muss was richtig ist und was nicht.

Ich selber lieben den Sport auch und freue mich über Steigerungen und Fortschritte, dennoch fasziniert mich das Thema ungemein.

ependinom
20.09.2011, 15:02
ich zieh auch kein muskelhemd an oder geh ins schwimmbad, weil ich denke dass ich zu duenn bin.
ausserdem trage ich keine kurzen hosen, weil ihc denke, die leute gucken auf meine duennen waden (ABER genau das hat sich bestaetigt und die leute gucken da echt drauf :()

Sebi[S.G.]
20.09.2011, 16:33
zwischen einem streben nach perfektion und einer gestörten selbstwahrnehmung muss man mMn differenzieren - man kann seinen körper auch schon schön finden und trotzdem mehr muskeln wollen.

Marcel121
20.09.2011, 16:49
man kann seinen körper auch schon schön finden und trotzdem mehr muskeln wollen.
Solche Leute beneide ich.

StolzerBochumer
21.09.2011, 09:19
zwischen einem streben nach perfektion und einer gestörten selbstwahrnehmung muss man mMn differenzieren - man kann seinen körper auch schon schön finden und trotzdem mehr muskeln wollen.

Differezieren sollte man, da hast du recht, doch die Grenzen sind finde ich sehr schwammig und gehen irgendwie in einander über.