Knackig
24.01.2010, 18:12
Der Mythos um das männliche Geschlechtshormon
Testosteron macht nicht aggressiv, sondern sozial
Menschen mit einem künstlich erhöhten Testosteronspiegel verhandeln fairer als Personen, die einen normalen Spiegel des Hormons im Blut haben. Zur dieser Erkenntnis kamen britische und Schweizer Wissenschaftler, als sie die Fairness von Probanden untersuchten, die unter Einfluss des Geschlechtshormons standen. Das Ergebnis widerspricht der allgemeinen Annahme, dass Testosteron aggressiv und unsozial mache. Auch die Probanden waren von dem Volksglauben beeinflusst, so dass sie ungerechter handelten, wenn sie glaubten, dass sie das Männlichkeitshormon und kein Placebo erhalten hatten. Die Wissenschaftler um Christoph Eisenegger von der Universität Zürich glauben, dass das Testosteron im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld zu Fairness führt.
Werden männliche Nagetiere kastriert, sind sie weniger aggressiv und streiten seltener. Wissenschaftler führten dieses Verhalten auf einen reduzierten Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron zurück und übertrugen es auf den Menschen. So wurden bei Strafprozessen in den USA beispielsweise schon gesteigerte Testosteronpegel als möglicher Grund für strafmildernde Umstände angeführt. Auch Literatur, Kunst und Medien haben die Vorstellung, dass Testosteron aggressiv mache, zum Allgemeinwissen gemacht.
Eisenegger und sein Team verabreichten 300 weiblichen Probanden eine Dosis Testosteron oder – ohne deren Wissen – ein Placebo. Vier Stunden später beobachteten die Forscher die Fairness der Frauen bei einem Spiel, in dem diese Geldangebote machen mussten. Das Ergebnis: Die Frauen, die Testosteron erhalten hatten, handelten gerechter als die Testpersonen aus der Placebogruppe.
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass das Geschlechtshormon die Sensitivität für den eigenen Status erhöht. Sie machen die Abweichungen zwischen den Ergebnissen mit Tieren und Menschen an den unterschiedlichen sozialen Systemen fest. "In der sozial komplexen Umwelt des Menschen sichert nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status", spekuliert Co-Autor Michael Naef.
Wie fest die allgemeine Vorstellungen von der angeblich aggressiven Wirkung des Hormons verwurzelt ist, fanden die Forscher heraus, als sie die Probanden den Test wiederholen ließen: Sie informierten die Frauen diesmal vor dem Spiel, dass entweder Hormone oder ein Placebo verabreicht werden und fragten die Testpersonen, ob sie glauben, tatsächlich das Hormon bekommen zu haben. Unabhängig von der tatsächlichen Dosis bestimmten die Vorurteile der Probanden gegenüber dem Hormon deren Verhalten: Glaubten sie, das Hormon erhalten zu haben, handelten die Frauen ungerechter. Gingen die Frauen hingegen von einem Placebo aus, reagierten sie gerechter. "Es scheint, dass nicht Testosteron selbst zur Aggressivität verleitet, sondern vielmehr der Mythos rund um das Hormon", berichtet Naef.
Testosteron macht nicht aggressiv, sondern sozial
Menschen mit einem künstlich erhöhten Testosteronspiegel verhandeln fairer als Personen, die einen normalen Spiegel des Hormons im Blut haben. Zur dieser Erkenntnis kamen britische und Schweizer Wissenschaftler, als sie die Fairness von Probanden untersuchten, die unter Einfluss des Geschlechtshormons standen. Das Ergebnis widerspricht der allgemeinen Annahme, dass Testosteron aggressiv und unsozial mache. Auch die Probanden waren von dem Volksglauben beeinflusst, so dass sie ungerechter handelten, wenn sie glaubten, dass sie das Männlichkeitshormon und kein Placebo erhalten hatten. Die Wissenschaftler um Christoph Eisenegger von der Universität Zürich glauben, dass das Testosteron im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld zu Fairness führt.
Werden männliche Nagetiere kastriert, sind sie weniger aggressiv und streiten seltener. Wissenschaftler führten dieses Verhalten auf einen reduzierten Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron zurück und übertrugen es auf den Menschen. So wurden bei Strafprozessen in den USA beispielsweise schon gesteigerte Testosteronpegel als möglicher Grund für strafmildernde Umstände angeführt. Auch Literatur, Kunst und Medien haben die Vorstellung, dass Testosteron aggressiv mache, zum Allgemeinwissen gemacht.
Eisenegger und sein Team verabreichten 300 weiblichen Probanden eine Dosis Testosteron oder – ohne deren Wissen – ein Placebo. Vier Stunden später beobachteten die Forscher die Fairness der Frauen bei einem Spiel, in dem diese Geldangebote machen mussten. Das Ergebnis: Die Frauen, die Testosteron erhalten hatten, handelten gerechter als die Testpersonen aus der Placebogruppe.
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass das Geschlechtshormon die Sensitivität für den eigenen Status erhöht. Sie machen die Abweichungen zwischen den Ergebnissen mit Tieren und Menschen an den unterschiedlichen sozialen Systemen fest. "In der sozial komplexen Umwelt des Menschen sichert nicht Aggression, sondern pro-soziales Verhalten den Status", spekuliert Co-Autor Michael Naef.
Wie fest die allgemeine Vorstellungen von der angeblich aggressiven Wirkung des Hormons verwurzelt ist, fanden die Forscher heraus, als sie die Probanden den Test wiederholen ließen: Sie informierten die Frauen diesmal vor dem Spiel, dass entweder Hormone oder ein Placebo verabreicht werden und fragten die Testpersonen, ob sie glauben, tatsächlich das Hormon bekommen zu haben. Unabhängig von der tatsächlichen Dosis bestimmten die Vorurteile der Probanden gegenüber dem Hormon deren Verhalten: Glaubten sie, das Hormon erhalten zu haben, handelten die Frauen ungerechter. Gingen die Frauen hingegen von einem Placebo aus, reagierten sie gerechter. "Es scheint, dass nicht Testosteron selbst zur Aggressivität verleitet, sondern vielmehr der Mythos rund um das Hormon", berichtet Naef.