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21.11.2002, 22:03
Aldactone Filmtabletten

Diuretikum/Aldosteron-Antagonist

Zusammensetzung

Wirkstoff: Spironolacton.

Hilfsstoffe: Aromatica.

Filmtabletten zu 25 mg oder 50 mg oder 100 mg Spironolacton in mikronisierter Form.

Eigenschaften/Wirkungen

Spironolacton ist ein spezifischer Aldosteron-Antagonist, welcher vor allem durch kompetitive Bindung an Rezeptoren am Aldosteron-abhängigen Natrium-Kalium-Austausch-Ort in den distalen Tubuli renales contorti wirkt. Spironolacton wirkt als kaliumsparendes Diuretikum, indem es eine erhöhte Exkretion von Natrium und Wasser bewirkt, während Kalium und Magnesium davon verschont werden.

Aufgrund seines Angriffpunktes am distalen Nierentubulus verstärkt Aldactone den Effekt herkömmlicher Diuretika, die hauptsächlich im proximalen Bereich wirken und dadurch das Natriumangebot am distalen Ende erhöhen. Unter dem Einfluss von Aldosteron wird im letztgenannten Tubulusabschnitt Natrium im Austausch gegen Kalium rückresorbiert und die Diurese somit vermindert. Diuretika allein können den Metabolismus von Glukose und Harnsäure beeinflussen. Mit Aldactone wurden derartige Beobachtungen nicht gemacht.

Die diuretische Wirkung von Spironolacton setzt graduell ein und erreicht am 3. Tag ihr Maximum. Nach Beendigung der Therapie hält die diuretische Wirkung noch 2-3 Tage an.

Pharmakokinetik

Nach oraler Verabreichung wird Spironolacton schnell und vollständig metabolisiert.

Nahrung erhöht die Bioverfügbarkeit von Spironolacton indem die Absorption erhöht wird und möglicherweise der First-Pass-Metabolismus von Spironolacton vermindert wird. Die beiden wichtigsten aktiven Metaboliten von Spironolacton sind Canrenon und 7-alpha-(thiomethyl)-Spironolacton.

Die Proteinbindung von Canrenon und Spironolacton beträgt mehr als 90%.

Die Bioverfügbarkeit beträgt >90%.

Nach Einnahme von 100 mg Spironolacton täglich während 15 Tagen durch gesunde, nicht-nüchterne Probanden, beträgt t max 2,6 Std., C max 80 ng/ml und t ½ 1,4 Std. Für 7 alpha-(thiomethyl)-Spironolacton beträgt t max 3,2 Std., C max 391 ng/ml und t ½ 13,8 Std., für Canrenon beträgt t max 4,3 Std., C max 181 ng/ml und t ½ 16,5 Std.

Die Elimination der Metaboliten erfolgt in erster Linie im Urin und in zweiter Linie durch biliäre Exkretion in den Faeces.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Essentielle Hypertonie. Aldactone wird zusammen mit anderen Antihypertonika verabreicht, wenn die herkömmlichen Massnahmen nicht zum Ziel führen oder unerwünschte Wirkungen verursachen.

Hypertonie bei erhöhter Aldosteronsekretion, Hypokaliämie und metabolischer Alkalose.

Ödeme bei Herzinsuffizienz. Speziell bei Patienten, die unter einer Digitalis-Therapie stehen und bei solchen, bei denen ein Risiko einer Diuretika-induzierten Hypokaliämie besteht.

Leberzirrhose mit Aszites. Diese Erkrankung geht oft mit sehr hohen Aldosteronspiegeln einher.

Nephrotisches Syndrom. Wenn die üblichen Massnahmen wie Wasser- und Salzrestriktion sowie die Therapie mit herkömmlichen Diuretika nicht den erwünschten Erfolg zeigen.

Idiopathische Ödeme. Bei Vorliegen eines sekundären Aldosteronismus.

Diagnose und Therapie des primären Hyperaldosteronismus.

Dosierung/Anwendung

Im allgemeinen wird Aldactone zusammen mit einem gebräuchlichen Saluretikum verabreicht, da die volle Wirkung von Aldactone nicht vor dem 3. Behandlungstag zu erwarten ist.

Die tägliche Dosis kann von Erwachsenen auf mehrere Dosen verteilt oder als Einzeldosis eingenommen werden. Die Erhaltungsdosis sollte stets individuell eingestellt werden.

Essentielle Hypertonie: Die übliche Anfangs-Dosierung für Erwachsene beträgt 50-100 mg pro Tag als Einzeldosis oder in 2 über den Tag verteilten Einnahmen und vorzugsweise in Kombination mit anderen Antihypertonika. In schwierigen Fällen kann die Dosierung in 2-wöchentlichen Intervallen bis auf 200 mg pro Tag erhöht werden. Der Behandlungserfolg sollte frühestens nach 2 Wochen beurteilt werden, da die Wirkung von Aldactone oft verzögert eintritt. Anschliessend wird die individuelle Dosierung vorgenommen. Bei einer Langzeitbehandlung mit Aldactone ist eine Dosisverminderung stets angezeigt.

Als Begleittherapie bei Hypertonie im Fall einer erhöhten Aldosteronsekretion, Hypokaliämie und metabolischer Alkalose: In Kombination mit anderen Antihypertonika: Anfangsdosis 100 mg pro Tag. Bei Bedarf kann die Dosis innerhalb 2 Wochen auf 200 mg pro Tag erhöht werden.

Ödeme bei Herzinsuffizienz: Die übliche Dosierung für Erwachsene beträgt 100 mg pro Tag. In schwierigen Fällen kann die Dosierung bis auf 200 mg pro Tag erhöht werden. Nach Einsetzen der Diurese kann die Dosisreduktion angestrebt werden. Die Erhaltungstherapie beträgt im allgemeinen 25-100 mg pro Tag.

Leberzirrhose mit Aszites: Wenn das Na/K-Verhältnis im Urin grösser als 1,0 ist: 100 mg/Tag. Ist das Verhältnis kleiner als 1,0: 200-400 mg/Tag. Nach Stabilisierung des Gewichtes sollte eine möglichst niedrigdosierte Erhaltungstherapie gewählt werden, um eventuellen unerwünschten Wirkungen einer Diuretika-Therapie vorzubeugen.

Nephrotisches Syndrom: Normalerweise 100-200 mg pro Tag. Spironolacton wirkt nicht entzündungshemmend und beeinflusst den zugrundeliegenden Krankheitsprozess nicht. Daher soll Aldactone nur dann eingesetzt werden, wenn die Einschränkung der Flüssigkeits- und Salzzufuhr und die Verabreichung üblicher Diuretika nicht zum Ziele führen.

Idiopathische Ödeme: 100 mg pro Tag.

Ödeme bei Kindern: Die initiale Dosierung beträgt 1,5-3,0 mg/kg Körpergewicht, verteilt auf mehrere Dosen täglich. Die Dosierung sollte aufgrund des Ansprechens und der Verträglichkeit angepasst werden.

Eine Suspension kann durch Zermahlen von Aldactone-Tabletten und Aufnahme in etwas Glyzerin und Verdünnung in einem Sirup vorbereitet werden. Die Stabilität der Suspension ist bei Aufbewahrung im Kühlschrank während 1 Monat gewährleistet.

Diagnose und Therapie des primären Hyperaldosteronismus

Spironolacton kann bei Patienten unter normaler Diät als initiale diagnostische Massnahme eingesetzt werden, um einen ersten Hinweis auf einen primären Hyperaldosteronismus zu erhalten.

Kurzzeittest: Bei Erwachsenen 400 mg Spironolacton täglich während 4 Tagen. Wenn Serumkalium unter Spironolacton erhöht ist und nach Absetzen von Spironolacton abfällt, sollte die Diagnose eines primären Hyperaldosteronismus in Erwägung gezogen werden.

Langzeittest: Bei Erwachsenen 400 mg Spironolacton täglich während 3-4 Wochen. Eine Korrektur der Hypokaliämie und der Hypertonie weist auf einen möglichen primären Hyperaldosteronismus hin.

Nachdem die Diagnose eines Hyperaldosteronismus durch weitere Tests gestellt worden ist, kann Spironolacton in Dosen von 100-400 mg täglich als Vorbereitung zur Operation gegeben werden.

Inoperable Patienten sind individuell auf die geringstmögliche wirksame Aldactone-Dosis einzustellen.

Hypokaliämie: Zur Behebung Diuretika-induzierter Kaliummängel oder wenn eine orale Kaliumzugabe kontraindiziert ist: 25-100 mg pro Tag.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen

Bei akuter Niereninsuffizienz, schnell fortschreitender Beeinträchtigung der Nierenfunktion, Anurie, Addison's disease, Hyperkaliämie oder bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Spironolacton ist die Verabreichung von Aldactone kontraindiziert.

Vorsichtsmassnahmen

Von einer gleichzeitigen Einnahme von Kaliumsupplementa, kaliumreicher Diät oder anderen kaliumsparenden Diuretika ist abzusehen, insbesonders bei Niereninsuffizienz, da damit eine Hyperkaliämie induziert werden kann. Besondere Vorsicht ist bei gleichzeitiger Gabe von ACE-Hemmern geboten.

Bei einigen Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose ist, auch bei normaler Nierenfunktion, über eine reversible hyperchlorämische metabolische Azidose, im allgemeinen im Zusammenhang mit einer Hyperkaliämie, berichtet worden.

Speziell bei älteren Patienten und/oder Patienten mit vorbestehender Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion sind periodische Bestimmungen der Serumelektrolyte und der Nierenfunktion angezeigt, da die Möglichkeit eines Auftretens von Hyperkaliämie, Hyponatriämie und einer transienten Erhöhung des Harnstoffs (BUN) besteht.

Zu schnelle Gewichtsverluste sind zu vermeiden.

Schläfrigkeit und Benommenheit sind bei einigen Patienten aufgetreten. Zu Beginn der Behandlung sollte deshalb der Patient beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen besondere Vorsicht walten lassen, bis er seine Reaktion auf Spironolacton kennt.

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaftskategorie D. Es gibt klare Hinweise für Risiken für den menschlichen Fötus, aber der therapeutische Nutzen für die Mutter kann überwiegen. (Dies trifft z.B. zu für Medikamente mit einer vitalen Indikation oder bei einer schweren Erkrankung, für die keine therapeutische Alternative mit geringerem Risiko existiert.)

Canrenon, ein Metabolit von Spironolacton, kann in die Muttermilch gelangen. Es wird deshalb empfohlen, stil*lenden Müttern kein Aldactone zu verschreiben.

Unerwünschte Wirkungen

Gynäkomastie kann bei der Anwendung von Aldactone auftreten. Die Entwicklung von Gynäkomastie ist abhängig von der Dosishöhe und Dauer der Behandlung. Die Gynäkomastie ist nach Absetzen von Aldactone meist reversibel; in einzelnen Fällen kann jedoch eine gewisse Brustvergrösserung bestehen bleiben.

Weitere beobachtete unerwünschte Wirkungen sind folgende:

Gelegentlich (5%-0,1%)

Zentrales Nervensystem: Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Lethargie, Verwirrtheit, Ataxie.

Gastrointestinal: Diarrhoe und Krämpfe, Nausea, Erbrechen.

Endokrines System: Potenzstörungen, Verminderung der Mobilität und der Anzahl der Spermatozoen, unregelmässige Menstruation oder Amenorrhoe, postklimakterische Blutungen.

Hämatologische Störungen: Leukopenie (inkl. Agranulozytose), Thrombozytopenie.

Dermatologisch: Pruritus, erythematöse oder maculopapuläre Hautausschläge, Urtikaria, Alopecia, Hypertrichosis, Hirsutismus.

Körper als Ganzes: Unwohlsein, Fieber.

Hyperkaliämie, Herzrhythmusstörungen als Folge von Hyperkaliämie, Hyponaträmie, Azidose, Anstieg von BUN und Kreatinin.

Selten (<0,1%)

Gastrointestinal: Gastrische Blutung, Ulzeration, Gastritis, Hepatitis.

Neoplasma: Benignes Neoplasma der Brust.

Muskeln/Skelett: Beinkrämpfe.

Nieren: Akute Niereninsuffizienz.

Interaktionen

Die Kombination von Aldactone mit Kaliumsupplementa, kaliumsparenden Diuretika wie Amilorid, Triamteren und ACE-Hemmern oder Indometacin kann eine Hyperkaliämie verursachen (siehe «Vorsichtsmassnahmen»).

Aldactone kann die Wirkung anderer Diuretika und Antihypertensiva potenzieren. Daher sollte deren Dosis unter Umständen reduziert werden, wenn Aldactone verabreicht wird.

Spironolacton vermindert die Gefässreagibilität gegenüber Noradrenalin. Vorsicht ist deshalb angebracht bei Patienten unter lokaler oder allgemeiner Anästhesie.

Spironolacton führt zu einer Verlängerung der Halbwertszeit von Digoxin; dessen Dosis sollte deshalb bei gleichzeitiger Verabreichung beider Substanzen vermindert werden. Ausserdem sollte der Patient sorgfältig überwacht werden, um eine Digitalisintoxikation zu vermeiden.

Aspirin schwächt die diuretische Wirkung von Spironolacton ab, da die Sekretion von Canrenon in die renalen Tubuli blockiert wird.

Spironolacton stimuliert den Metabolismus von Antipyrin.

Spironolacton kann mit den Assays für Plasmadigoxin interferieren, ebenso mit denen für Cortisol.

Überdosierung

Eine akute Überdosierung manifestiert sich durch Nausea, Erbrechen, Benommenheit, Verwirrtheit, makulopapulösen oder erythematösen Rash oder Diarrhoe. Elektrolytungleichgewichte (wie Hyperkaliämie, Hyponatr*ämie) oder Dehydratation können vorkommen.

Symptomatische und supportive Massnahmen sollten ergriffen werden. Erbrechen induzieren oder Magenspülung. Es gibt kein spezifisches Antidot. Behandlung des Flüssigkeitsmangels, der Elektrolytungleichgewichte und der Hypotonie durch übliche Massnahmen.

Hyperkaliämie kann durch eine rasche Verabreichung von Glukose (20-50%) und regulärem Insulin (0,25-0,5 E/*g Glukose) behandelt werden. Es können auch kaliumausscheidende Diuretika und Ionenaustauschharze eingesetzt werden. Spironolacton sollte abgesetzt werden und die Kaliumeinnahme eingeschränkt werden.

Sonstige Hinweise

Das Medikament ist bei Raumtemperatur (15-25 °C) zu lagern und bis zum Verfalldatum (EXP), das auf der Packung angegeben ist, haltbar.

Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

IKS-Nummer

27257.

Stand der Information

März 2000.

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